Jahrgang (39/40) 2011/2012
Herausgegeben von der SUEVIA PANNONICA, Vereinigung Ungarndeutscher Akademiker, Sitz Heidelberg
und von der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, Sitz Stuttgart
Heidelberg, 2012, 202 Seiten
ISBN 978-3-911210-37-9
Der Doppeljahrgang des „Archivs der Deutschen aus Ungarn“ lässt Einblicke in die kulturelle Vielfalt des Ungarndeutschtums gewähren. Neben geschichtlichen Beiträgen, wie „Gemeinsamkeiten und Unterschiede im Schicksal der Deutschen in Ungarn im 20. Jahrhundert“ von Gábor Gonda, „Marko: Geschichte der Ansiedlung und der Vertreibung“ von Franz-Ferry Seidl und „Rückführung volksdeutscher Kinder aus Jugoslawien und ihre Eingliederung in die Bundesrepublik“ von Franziska Peter findet der interessierte Leser einen Artikel über das volkskundliche Thema „Die Volkstracht von Marko“ von Michael Heizer-Somhelyi.
Franziska Peters verfasste ihren Aufsatz 1956, also vor fast 60 Jahren, aber das Thema Flüchtlinge und deren Schicksale, das Erlebte in der Heimat, aus der sie geflüchtet sind, ihre Aufnahme und Integration ist ein noch heute hochaktuelles Thema in Europa. Die Verfasserin zeigt donauschwäbische Schicksale auf, als Familien infolge der Flucht, Vertreibung, Deportation nach Russland und des Genozids an der deutschen Bevölkerung seit 1944 im ehemaligen Jugoslawien getrennt wurden und Kinder alleine zurückgelassen wurden oder werden mussten. Diese Kinder kamen in serbische, kroatische Erziehungsheime, wo sie ganz bewusst von ihren Geschwistern getrennt wurden und in einer fremden Umgebung für die Ziele des Staates erzogen wurden. Eine große Anzahl von ihnen wurde sogar adoptiert. Mit Hilfe des Roten Kreuzes wurden viele ausfindig gemacht und im Zuge der Familienzusammenführung nach Deutschland zu ihren für sie unbekannten Angehörigen als Heranwachsende ohne Deutschkenntnisse gebracht. Ihre Probleme und Integration kann man heute exemplarisch betrachten.
Zu dem deutschsprachigen Theaterleben in Ungarn gehört auch das Puppentheater, mit diesem Thema beschäftigt sich der Beitrag „Aufstieg und Niedergang des deutschen Puppentheaters in Ungarn“ von Vilmos Voigt.
Die ungarndeutsche Literatur wird durch den Aufsatz von Eszter Probszt repräsentiert: „Die ungarndeutsche Literatur nach dem Zweiten Weltkrieg-Überblick“.
Harald Pöcher beschreibt die Wichtigkeit der Zusammenfassung der militärwissenschaftlichen Werke in Europa. „In einem vereinten Europa sollten auch die militärwissenschaftlichen Errungenschaften der einzelnen Nationen zu einem „Europäischen Gesamtwerk“ vereinigt werden“, wie der Autor im Kapitel 6. seines Artikels: „Zrinyi Miklós (1620-1664)“ schreibt. Im Aufsatz würdigt der Verfasser die Tätigkeit des Staatsmannes, Poeten, Feldherren und Gründungsvaters der ungarischen Militärwissenschaften Miklós Zrinyi, der ursprünglich Nikola Zrinski hieß.
Im Beitrag von Josef Schwing stellt der Verf. richtig, woher das Wort „Ulaner“ kommt und beweist, dass kein Tanz gleichen Namens in Südungarn existiert. Der Beitrag trägt die Überschrift: „Wie aus den Ulanern Kuhländler wurden oder die wunderbare Vermehrung absurder Wortdeutungen“.
Kornél Pencz befasst sich in seinem Artikel „Suche nach der eigenen Identität. Der Arbeitskreis ungarndeutscher Familienforscher e.V. Baja/Ungarn“ mit der Frage, ob die Ahnenforschung zur Identitätsfindung führt.
Der Doppeljahrgang des „Archivs der Deutschen aus Ungarn“ endet mit Buchbesprechungen.
Den Band schmückt ein vierfarbiges Bild von Josef de Ponte mit der Überschrift: „Gaia“, die Mutter der Erde in den antiken Vorstellungen. Für den vielfältigen, informativen Inhalt ist Rudolf Fath verantwortlich.
Katharina Eicher-Müller