Jahrgang (37/38) 2009/2010
Herausgegeben von der SUEVIA PANNONICA, Vereinigung Ungarndeutscher Akademiker, Sitz Heidelberg
und von der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, Sitz Stuttgart
Heidelberg, 2011, 194 Seiten
ISBN 978-3-911210-36-2
Die Doppelausgabe 2009/10 des „Archivs der Deutschen aus Ungarn“ ist in vier Einheiten eingeteilt.
Der erste Teil beinhaltet wissenschaftliche Beiträge, die aus den Federn von Herbert W. Wurster, Harald Pöcher, Johannes Weissbarth, Gerda Weidlein, Franz Wesner, Franz Galambos-Göller, Franz Greszl und Klaus Loderer stammen. In dem Beitrag „Die Kirche von Passau in der Zeit der ungarischen „Streifzüge“ schildert Dr. Wurster den historischen Hintergrund und die konkrete Durchführung der Christianisierung der Ungarn, erläutert die Rolle der Kirche von Passau dabei und beschreibt die Rolle der seligen Gisela bei der Etablierung einer ungarischen Nationalkirche, die vom deutschen Reich unabhängig war. Der interessante Artikel von Harald Pöcher mit der Überschrift „Die Rüstungswirtschaft Ungarns“ beschäftigt sich mit der ungarischen Rüstungsproduktion von der Entstehung des ungarischen Staates bis 2003 und stellt fest, dass die ungarische Rüstungsproduktion seit der Auflösung des Warschauer Paktes auf folgende Gebiete spezialisierte: „auf Instandsetzung und Modernisierung von Flugzeugen und Kampffahrzeugen, elektrische Ausrüstung, Radar, Simulatoren, Telekommunikationsausrüstung sowie Munition, Handfeuerwaffen und Schutzausrüstung“. Der Verfasser beschreibt u.a. die Tätigkeit mehrerer Betriebe, wie Ungarische Flugzeugwerke oder Ungarische Lloyd Flugzeug- und Maschinenfabrik AG., schildert den Niedergang der ungarischen Rüstungsindustrie nach dem NATO-Beitritts Ungarns. Mit geschichtlichen Themen befassen sich die Beiträge von Gerda Weidlein „Baden-Württemberg – Neue Heimat für die vertriebenen Ungarndeutschen“ und Franz Weser „Vertreibung der Ungarndeutschen“. Franz Galambos-Göller und Franz Gresz widmen sich kirchlichen Themen, der erste Autor analysiert „Die Rolle und Stellenwert der Donauschwaben in der katholischen Kirche Ungarns bis 1948“. Galambos-Göller zitiert aus den Akten, die der Visitator im Namen des Bischofs Nesselrode 1834 anfertigte: „Die Schwaben haben ein blindes Vertrauen zu Gott und in die göttliche Vorsehung, darum ergeben sie sich in den Willen Gottes so im Leben wie im Sterben. Sie zeichnen sich durch Menschlichkeit, Höflichkeit, Ernst und Pünklichkeit aus“. Franz Greszl stellt in dem Beitrag „Die Entstehung der deutschen Siedlungen im Bistum Waitzen im Lichte der canonischen Visitationen“ die Besiedlung und das Herausbilden des deutschen religiösen Lebens in den Ortschaften Berkenye, Szendehely, Soroksár, Taksony, Dunaharaszti, als Tochtersiedlung Ceglédbercel, Újhartyán, Vecsés. Mit der Architektur der Theater befasst sich Klaus Loderer in seinem Aufsatz „Theatergebäude des Wiener Architekturbüros Fellner&Helmer im Königlichen Ungarn“. Dieses Büro plante alleine dreißig Theatergebäude in der Donaumonarchie, in der ungarischen Reichshälfte entstanden 13 Theater, davon 8 auf dem Gebiet des heutigen Ungarns. Der Verfasser stellt die einzelnen Theatergebäude vor, wie u.a. das Volktheater in Budapest (Népszinház), Somossy-Orpheum in Budapest, heute Operettentheater, das Theatergebäude des Grafen Nikolaus Eszterházy in seinem Schloss in Tata, das Theater in Kecskemét, Fiume und in Temeschburg. Loderer illustriert den Artikel mit den Bildern der einzelnen Gebäude aus der Entstehungszeit.
Der zweite Teil des Archivs beinhaltet Aufsätze über Persönlichkeiten, wie u.a. Dr. Friedrich Wild von Franz-Ferry Seidl, Arthur Korn von Stefan Teppert.
Im dritten Teil kann der interessierte Leser Rezensionen über Bücher, die sich mit ungarndeutschen Themen beschäftigen, finden.
Im vierten Teil mit der Überschrift „Nachrichten“ erfährt man, dass unser Bundesbruder Prof. Dr. Cornelius Petrus Mayer OSA beim Papst Benedikt XVI. im Juni 2011 zur Privataudienz geladen war.
Die Doppelausgabe 2009/10 schmückt ein zweifarbiges Bild eines unbekannten Malers „Blick von Gerhardsberg“ (Gellérthegy).
Für den abwechslungsreichen, gut zusammengestellten und gelungenen Inhalt ist Rudolf Fath verantwortlich.
Katharina Eicher-Müller