Jahrgang (30) 2002

Herausgegeben von der SUEVIA PANNONICA, Vereinigung Ungarndeutscher Akademiker, Sitz Heidelberg,
dem Sozial- und Kulturwerk der Deutschen aus Ungarn, Sitz München
und von der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn, Sitz Stuttgart

Heidelberg, 2002, 144 Seiten, ISSN 0176-0432

ISBN 978-3-911210-29-4

In der Ausgabe 2002 des „Archivs der Deutschen aus Ungarn“ finden die Leser die Fortsetzung des Beitrages von Rita Pavel „Die ungarndeutsche Literatur nach 1945“ über die mittlere Generation (Schrift­steller, die zwischen 1926 und 1934 geboren sind) und die jüngere ungarndeutsche Schrift­steller­generation: Claus Klotz, Valeria Koch, Nelu Bradean-Ebinger, Josef Michaelis (Jahrgänge: 1950 bis 1956).

Die junge Wissenschaftlerin zählt zu der mittleren Generation die Autoren: Anton Thomas, Josef Mikonya, Franz Siebert, Ludwig Fischer, Engelbert Rittinger, Georg Wittmann, Josef Kanter und Erika Ács. Sie legt über das Schaffen der oben genannten Autoren eine gründliche Analyse vor.

Anlässlich des 200. Geburtstages von Nikolaus Lenau bringt Antal Mádl einen wert­vollen Beitrag über den Dichter. Csaba Földes, Professor an der Universität in Vesprim, analysiert den Stand, die Entwicklung und Probleme des Deutsch­unter­richtes in Ungarn und beschreibt in einem Kapitel „Die sprachliche Konstellation der Ungarndeutschen“. Mit einem interessanten Thema beschäftigt sich Heike Müns: „Forschun­gen zur ungarndeutschen Volkskunde in der ehemaligen DDR und in der Bundes­republik Deutschland“. Die Autorin geht u.a. der Frage nach, ob es Forschun­gen zu den Ungarndeutschen in der ehemaligen DDR gab. Sie stellt in ihrem Erfah­rungs­bericht fest, dass sich vier DDR – Wissen­schaft­ler das Thema seit Anfang der 70-er angenommen haben, Dr. Kurt Petermann, Dr. Axel Hesse, Dr. Rudolf Weinhold, Dr. Heike Müns, aber „es gab also kaum nennenswerte Veröffentlichungen über die Ergebnisse der DDR-Forschung über die Ungarndeutschen“. Weinhold kritisierte die Forschung zu den Donau­deutschen in der Bundesrepublik und nannte diese in einer Veröffentlichung revanchistisch und anti­kommunis­tisch. Müns zieht den Schluss: „Und außerdem galten die Deutschen in Ungarn … für einen DDR Bürger als nicht einmal vorhanden, denn bereits 1949 wurde die Zentralverwaltung für Umsiedler … aufgelöst, u.a. aus Furcht vor einer Organisation der Vertriebenen und Forderungen nach einem Lasten­ausgleich“.

Krisztian Ungváry befasst sich in einem Aufsatz mit dem Thema: „Antisemitismus und Deutsch­feindlichkeit“. Der Verfasser behauptet, dass der ungarische Nationalismus seit 1920 nicht nur jüdische Opfer hatte, sondern besonders nach 1945 die Fehler bei den Ungarndeutschen suchte. Nach 1919 wurde es zur allgemeinen Ansicht, dass das Wohlergehen des Madjarentums zwei innere Feinde hat: die Juden und Schwaben. Der Autor beweist mit treffenden Zitaten, dass die „Völkischen“, wie Endre Bajcsy-Zsilinszky, Gyula Illyés, neben Antisemitismus auch einen Kampf gegen die Deutschen geführt haben. Aber die Deutsch­feindlichkeit war in den 30-er Jahren wegen der guten Beziehungen zum Dritten Reich nur durch Verschleierung möglich. Der Rassismus war auch in der Regierungspolitik zu erken­nen, in Form von Namen­madjarisierung und die Unterstützung der hitlerschen Umsiedlungs­absichten. Auch zahlreiche Vereine bildeten sich, die in ihren Satzungen zum Kampf gegen die fremden Rassen aufriefen. Ungváry geht mit seinen Schluss­folge­rungen soweit, dass er aussagt, dass „der Rassen­schutz­gedanke in Europa zuerst in Ungarn aufgetreten … war“ und dass „Nazi-Parolen wie z.B. `Deutschland erwache!` aus der Nazi-Parolen-Sammlung der `Erwachenden Madjaren` entlehnt wurde“.

Paul Ginders Aufsatz beschreibt den „Erzbischof Johann Ladislaus Pyrker (1772-1847), mit dem Untertitel „Das `deutsche` Element“ im Hinblick auf die katholische Kirche in Ungarn, Auswirkung des „Pyrker-Prozesses“ von 1831“. Das künstliche Schaffen von Josef de Ponte, des Gestalters der Titelbilde der Archive, stellt Johannes Weiß­barth: „Kunst am Bau – ein wieder aktuelles Thema“ dar.

Der letzte Teil des Archivs 2002 beinhaltet die Buchbesprechungen über interessante Neuerscheinungen im Bereich Ungarndeutschtum.

Den Jahrgang (30) schmückt ein vierfarbiges Bild von der rechten Bildhälfte des zweiteiligen Mosaik­fensters von Josef de Ponte, das im Donauschwäbischen Zentral­museum in Ulm zu sehen ist. Für den Inhalt ist Dr. Josef Schwing verantwortlich.

Katharina Eicher-Müller

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