Jahrgang (29) 2001
Herausgegeben von der SUEVIA PANNONICA, Vereinigung Ungarndeutscher Akademiker, Sitz Heidelberg,
und dem Sozial- und Kulturwerk der Deutschen aus Ungarn, Sitz München
Speyer, 2002, 144 Seiten
ISBN 978-3-911210-28-7
In der Ausgabe 2001 des „Archivs der Deutschen aus Ungarn“ findet der Leser u.a. Beiträge ungarndeutscher Nachwuchswissenschaftler. Die Suevia Pannonica vergibt für gute Arbeiten im Bereich Ungarndeutschtum einen Förderpreis ab dem Jahr 2000. Für ihre ausgezeichnete Diplomarbeit „Die ungarndeutsche Literatur nach 1945“ wurde Rita Pavel, Absolventin der „Eötvös Loránd“ Universität in Budapest, ausgezeichnet. Den ersten Teil ihrer Arbeit kann der interessierte Leser im Archiv finden.
Nora Rutsch, Preisträgerin der Suevia Pannonica, berichtet über „Die Vertreibung der Deutschen aus Lánycsók/Lantschuk (Komitat Baranya)“. Die Lantschuker wurden 1948 in die damalige russische Zone vertrieben. Die Verfasserin erläutert, nach welchen Aspekten die zu ausweisenden Personen ausgesucht wurden und wie die damalige DDR-Regierung das Flüchtlingsproblem mit administrativen Methoden aus der Welt geschafft hat. Die Vertriebene nannte man „Umsiedler“ in der Ostzone. 1949 „wurden die für die Vertriebenenfragen zuständigen Behörden aufgelöst“ und allerlei Organisationen auf landsmannschaftlicher Ebene verboten.
Mit der modernen linguistischen Forschungsmethode, der matched-guise-Technik, bedienten sich die jungen Nachwuchswissenschaftler, Peter Kappel und Attila Németh, von der Universität Szegedin/Szeged, als sie das Ungarisch der Roma untersuchten. Über ihre Forschungsergebnisse berichten die Sprachforscher in dem Artikel „Aspekte der Spracheinstellungsforschung anhand von Minderheiten in Ungarn“. Die Verfasser kamen zu den Schlussfolgerungen, dass „die Diskriminierungsproblematik der Roma ein komplexes Bild zeigt. Sie realisiert sich nicht nur in gesellschaftlichen Urteilen, sie dürfte auch im Zusammenhang mit dem Sprachgebrauch der Minderheiten wirksam sein.“ Neben den Ergebnissen der jungen Nachwuchsgeneration wird der Leser mit Aufsätzen mit den folgenden Themen konfrontiert: „Über die historischen Wurzeln des Madjarisierungsdranges“ von Paul Ginder, Friedrich Spiegel-Schmidt, der im Februar 2002 seinen 90. Geburtstag in bester Gesundheit feiern konnte, schreibt über „Die Rolle der Kirchen bei den Donauschwaben im Zeitalter des Nationalismus“.
József Vonyó, der Geschichtslehrstuhlleiter an der Janus-Pannonius-Universität in Fünfkirchen/Pécs, analisiert die Nationalitätenpolitik der Gömbös-Regierung in Ungarn mit dem Titel „Neue Aspekte zur Nationalitätenpolitik des Ministerpräsidenten Gyula Gömbös“. Im Beitrag stellt der Verfasser fest, dass die Gömbös-Regierung die begründeten und berechtigten Forderungen der deutschen Minderheit nicht anerkannte, weil der Parteiführer und Ministerpräsident, der selbst deutscher Abstammung war, diese Bevölkerungsgruppe als ein Teil der ungarischen Nation betrachtete. Vonyó zeigt mit Hilfe der neuesten Archivquellen, warum die deutsche Bevölkerung in der Baranya kein Gömbös-Anhänger war.
Susanna Karly-Berger geht dem volkskundlichen Problem nach, wie sich die Tracht der Donaudeutschen im Zuge der Geschichte änderte, mit dem Beitrag: „Der Herkunft, Entstehung und dem Wandel der Tracht des Ofner Berglandes auf der Spur“. Der letzte Teil des Archivs beinhaltet Buchbesprechungen über Neuerscheinungen im Bereich Ungarndeutschtum.
Den Jahrgang (29) schmückte mit dem Titelblatt Josef de Ponte mit der symbolischen Darstellung der Christianisierung und Verteidigung Ungarns nach abendländischem Vorbild. Dieses Bild ist ein Mosaikbild des ungarndeutschen Künstlers, das im Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm zu sehen ist. Für den Inhalt des Archivs ist Dr. Josef Schwing verantwortlich.
Katharina Eicher-Müller